Interview mit Christophe Cornillet, Technischer Direktor der NRJ Group

Interview mit Christophe Cornillet, Technischer Direktor der NRJ Group
Share
  • Innovation steht bei der Wachstumsstrategie der NRJ Group im Mittelpunkt. Ultra HD gilt als das neue Sendeformat. Welchen Beitrag wird Ultra HD Ihrer Meinung nach zum Programmangebot der Unternehmensgruppe leisten?

    Christophe Cornillet: Ultra HD ist zweifellos das nächste Videoformat für jede Art von Übertragung, das zudem eine ausreichenden Bandbreite für die hohe erforderliche Bitrate hat (insbesondere Satellitenübertragung).Da eine wachsende Anzahl der Haushalte über UHD-kompatible Fernseher verfügt, denken die Produzenten audiovisueller Inhalte, deren Geschäft sich im Grunde um die „Bilderstellung“ dreht, natürlich darüber nach wie sie solche Fernseher am besten nutzen können.Es ist nicht die Technologie, von der die Zuschauer vorrangig begeistert sind, sondern die Bildqualität. In der jetzigen Phase geht es weniger darum, über Veränderungen unserer Programmgestaltung nachzudenken, sondern vielmehr um Methoden, die unser Programm noch wirksamer machen. Auf Grundlage dieser anfänglichen Analyse kam von der Expertise Unit der NRJ Group die Empfehlung, diesen technischen Test mit Unterstützung der TV Division und deren Know-Howdurchzuführen.

  • Für welche Arten von Inhalten wird dieses neue Format Ihrer Meinung nach am relevantesten sein?

    Christophe Cornillet: Wie bei HD wird sich auch Ultra HD zunächst auf Premium-Inhalte wieFilme und Sport beschränken, sich jedoch ausweiten, bis es letztlich für alle Arten von Inhalten genutzt werden wird. Diese Veränderung, wird sich im Laufe der Zeit ergeben, sobald die Produzenten der Inhalte ihre Hardware aufrüsten.

  • Welche Unterschiede bestehen aus Sicht der Produzenten zwischen einer Live-Produktion in Ultra HD im Vergleich zu HD?

    Christophe Cornillet: Gute Frage. Wir verfügen immer noch nicht über genügend Erfahrung über die Zusammenhänge, sodass ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt keine Antwort geben kann. Genau darum ging es bei unseren Tests: zu ermitteln, welche Fragestellungen sich in Bezug auf die Produktion in UHD ergeben. Wir sind noch zu keiner Schlussfolgerung gelangt, zumindest zu keiner, die einen Rahmen für einen linearen Arbeitsablauf bieten würde.

  • Ist Ihr Personal, also Techniker, Kameraleute, Regisseure und so weiter, bereits für diese Art des Drehs geschult?

    Christophe Cornillet: Damit wird gerade erst begonnen. Der kleine Test, den wir kürzlich durchgeführt haben und der über Astra ausgestrahlt wurde, trägt zur Motivation unseres Teams und einer ersten Schulung bei.Anhand dieses praktischen Beispiels konnten sie alle Schlüsselaspekte untersuchen, die berücksichtigt werden müssen, wenn die technische Ausstattung erneuert wird (Filmkameras, Server, Mischpulte, Schnittpulte, Netzwerke etc.).

  • Das DVB-Konsortium hat gerade Phase 2 des Standards UHD-1 bestätigt. Wird dies Ihrer Meinung nach dazu führen, dass die Sender Ultra HD früher nutzen werden?

    Christophe Cornillet: Vor allem wird es dank eindeutiger Spezifikationen für die ETSI-Standards dazu beitragen im gesamten UHD-Ökosystem, also bei den Produzenten der Inhalte, Produzenten, Rundfunkanstalten und Herstellern, für mehr Sicherheit zu sorgen. So wird die Interoperabilität der Geräte gewährleistet und für bestmögliche Qualität gesorgt. Mit einem linearen UHD-Programm auf Sendung zu gehen erfordert einen äußerst hohen Kapitaleinsatz. Dies kann bei den Produzenten von Inhalten nur im Rahmen des normalen Erneuerungszeitrahmens von Geräten erfolgen (durchschnittlich zehn Jahre).Wie im Falle von HD werden es die Pay-TV-Sender sein, die einen Vorstoß in Richtung UHD wagen. Das Free-TV wird etwas später folgen.

  • Sie haben gerade einen technischen Test mit dem Astra-Satelliten durchgeführt. Können Sie uns etwas über das Format erzählen und worum es dabei ging? Wie lange dauerte der Test?

    Christophe Cornillet: Für den Test filmten wir in den Studios der TV- und Radioabteilung der NRJ Group eine Szene im nativen Ultra-HD-Format. Einige Außenaufnahmen fanden auch in Paris statt. Daraus erstellten wir dann ein kurzes Video von weniger als zwei Minuten Länge. Anschließend führten wir anhand einer Kombination der HLG-Spezifikationen für die High Dynamic Range (HDR) mit dem erweiterten Farbraum BT.2020 eine kolorimetrische Kalibrierung durch. Sobald wir mit der Produktion fertig waren (bei diesem Test in XF-AVC bei 450 Mbps) kodierten wir die Datei in HEVC UHD (mit den Audiodaten in Dolby AC3+) bei etwas weniger als 20 Mbps, bevor wir diese zur Übertragung an Astra sendeten.

  • Was waren die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie mit diesem Experiment gewonnen haben?

    Christophe Cornillet: Zunächst einmal war es ein Zeichen des Vertrauens in die Zukunft von Ultra HD, weil bei unseren Untersuchungen bei allen Fernsehern, die wir testen konnten, eine brauchbare Qualität erzielt wurde. Zudem zeigte sich, dass einige Aspekte noch weiterentwickelt werden müssen, beispielsweise die Standardisierung der Wiedergabe in HLG, die ideale HDR-Lösung für eine Rundfunkanstalt. Und wir stellten die hervorragende Leistungsfähigkeit der neuen Generation von HEVC-UHD-Kodierern fest.

Die beiden französischen Sender NRJ 12 (seit 2005 auf Sendung) und Cherie 25 (seit 2012 auf Sendung) sowie der Musiksender NRJ Hits (seit 2007 auf Sendung) können über Astra 19.2°E empfangen werden.